„Prophetischen Lobpreis versteht man von daher, was ein Prophet ist.“
Amy, Sängerin des Musikteams, Lobpreiscamp im Kloster Waghäusel, 5.- 8. Mai 2016
Prophetischer Lobpreis, darum ging es bei dem Lobpreiscamp Anfang Mai 2016 im Kloster Waghäusel. Pater Paulus Maria Tautz von den Franciscan Friars of the Renewal (CFR) hatte dazu eingeladen. Fast 60 waren aus Deutschland, Österreich, Irland und Kolumbien gekommen. Father Christopher und Father Louis, zwei seiner Mitbrüder aus London und New York, ließen uns an ihrer reichen Erfahrung als Musiker mit diesem Lobpreisstil teilhaben. Ein besonderer Bonbon: Das insgesamt 10-köpfige Musikteam aus Großbritannien und USA, das zur Unterstützung angereist war und uns prophetic worship live erleben ließ.
Mein Mann und ich waren gespannt. Drei Tage hörten wir Lehren und Zeugnisse darüber. Wir lernten. Und immer wieder Lobpreis-Sets. Aber, und auch das durften wir auf dem Camp wieder neu erfahren, Lobpreisen ist nicht zuerst Technik oder Methode oder musikalisches Können (auch wenn dieses nicht zu vernachlässigen ist). Sondern zuallererst Beten. Anbeten. So liefen die Dinge zusammen: Wir lernten, und gleichzeitig wurde dieses Camp ein starkes Gebet für Deutschland. Hier lebten wir den prophetischen Charakter des Lobpreises: Wir lernten über Lobpreisen, und Gott führte gleichzeitig unser Beten und Anbeten dahin, was er an diesen vier Tagen mit uns tun wollte. Zu beten für Deutschland in diesen unruhigen und herausfordernden Zeiten, für die Kirche in Deutschland, um den Heiligen Geist und für Erweckung. Dieses folgende Wort wurde gegeben, während der über 8stündigen Anbetungszeit, bei der fast alle anwesenden Musiker (die, die wollten) in Gruppen oder allein abwechselnd Lobpreiszeiten gestalteten, mit Unterstützung des Musikteams:
Jesaja 43, 8-12:
„Bringt das Volk her, das blind ist, obwohl es Augen hat, und taub, obwohl es Ohren hat. Alle Völker sollen sich versammeln, die Nationen zusammenkommen. Wer von ihnen kündigt dies an, und wer kann uns sagen, was früher war? Sie sollen ihre Zeugen stellen, damit sie recht bekommen, damit man (die Zeugen) hört und sagt: Es ist wahr. Ihr seid meine Zeugen – Spruch des Herrn – und auch mein Knecht, den ich erwählte, damit ihr erkennt und mir glaubt, dass ich es bin.“
Während aller Gebets- und Lobpreiszeiten war das Allerheiligste ausgesetzt, und selbstverständlich baten wir immer wieder Maria um ihre Fürsprache und verstanden uns gemeinsam mit ihr in Gebet und Anbetung. Dieses empfand ich nicht als Zufall oder optional, sondern – so wie Father Christopher es formulierte und ich es sehr gut annehmen konnte – war es Ausdruck dessen, als katholische Christin und Teilnehmerin am Camp „ins Obergemach“ gerufen zu sein. „Ins Obergemach“, wie Father Christopher in einem seiner Vorträge ausführte, soll heißen, an den Ort gerufen zu sein, wo Jesus die Eucharistie eingesetzt hat, wo sich die Apostel und Jünger mit Maria versammelt hatten, um die Herabkunft des Heiligen Geistes zu erbitten, wo sie ihn am ersten Pfingsten empfingen und die Kirche geboren wurde. Ins Obergemach: Berufen zu sein, mit diesem prophetischen Lobpreis Christus anzubeten, Christus in der heiligen Eucharistie, und mit Maria. Persönlich empfand ich dieses wichtig. Für Deutschland. Für Erneuerung.
Es war für uns, meinen Mann und mich, inspirierend und ermutigend, so viele dort im Kloster Waghäusel zu treffen, die diese Form des Lobpreises auf dem Herzen haben. Fast überall dort, wo Jesus rund um die Uhr angebetet wird oder Initiativen dazu da sind, z.B. bei dem überkonfessionellen 24/7 prayer oder der Gebetshausbewegung, treffen wir auf einen solchen Lobpreisstil, und zunehmend auch dort, wo eucharistisch angebetet wird. Auch wir fühlen uns schon lange zu diesem prophetischen Lobpreis hingezogen, auch für die eucharistische 24/7 Anbetung, die wir auf dem Herzen haben, und mit der wir bei uns in der Region begonnen haben. Deshalb waren wir auf diesem Camp. Es ist dieser prophetische Aspekt, der beim Loben und Preisen direkt in den Fokus gestellt wird, der uns fasziniert und den wir auf dem Camp erleben durften. Was ist das nun konkret?
Amy, eine Sängerin aus dem Musikteam, erklärte mir, was am prophetischen Lobpreis zentral ist: „Prophetischen Lobpreis versteht man von dem her, was ein Prophet ist. Ein Prophet spricht das aus, was Gott sagen will, jetzt zu diesem aktuellen Zeitpunkt, in diese Zeit hinein, in eine besondere Situation hinein. Wenn wir als Musiker prophetischen Lobpreis spielen, spielen wir in einer Weise, die das Herz öffnet für das, was Gott jetzt tun und sagen will. Manchmal legt Gott Bibelstellen aufs Herz, manchmal Worte, oder aber auch Melodien, die frei gesungen und gespielt werden.“
Wir sprachen weiter darüber, wie zum Beispiel ein echtes prophetisches Wort in einem Leben wirkt. Wie Menschen sich aufrichten und anders hören, wenn etwas echtes Prophetisches gesprochen wird. Ein solches Wort trifft ins Herz. Auf einmal, von einem Moment auf den anderen, kann ein solches Wort dahin führen, die Gegenwart Gottes persönlich zu erleben. Auf einmal. Tiefer, näher als vorher, eine spürbare, erlebte Präsenz voller Freude, Liebe und Frieden. Ähnliches geschehe beim prophetischen Lobpreis, so Amy. Vielleicht ist es so, dass hier in gewisser Weise die Gabe der Prophetie auf unser Loben und Preisen wirkt? Oder wie Father Christopher sagte, einen Lobpreis „aus den Gaben heraus“ zu spielen?
Das freie Singen und Spielen beim prophetischen Lobpreis entfaltete, so wie ich es auf dem Camp erleben durfte, eine sehr große, geistliche Kraft. Genau dann, wenn das musikalisch aufgenommen oder ausgesprochen wird, was Gott aufs Herz legte im Hören auf ihn. So weit ich es mitverfolgen konnte, ging das Musikteam aus Liedern direkt in das Singen von freien Refrains, Sprachengesang, Gebet und Schriftworte, oder in instrumentales Improvisieren. So sagte Amy, dass F. Christopher zwar fast 60 Lieder für das Camp ausgesucht hatte, sie aber höchstens fünf bis sechs Lieder während des Camps gespielt haben; und das bei bis zu drei mehrstündigen Lobpreis-Sets pro Tag.
Aber auch das habe ich bei dem Lobpreiscamp noch einmal gelernt. Es ist keine Methode, die nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung funktioniert. Es gibt kein Abonnement auf den Heiligen Geist, auch nicht beim freien Singen und Spielen. Es ist immer Geschenk.
F. Christopher wies darauf hin, dass diesem Geschenk, das während des Lobpreises gegeben wird, ein entscheidendes Geschenk vorausgeht: Die eigene, ganz persönliche, einzigartige Beziehung zu Jesus. „Diese Gabe des Lobpreisens, die Gott dir, jedem einzelnen hier, schenken möchte, ist zuallererst seine einzigartige Beziehung mit dir. … Das ist der Anfang“, so F. Christopher während eines Vortrages. So habe ich es verstanden: Denn um auf den Heiligen Geist beim Lobpreisen hören zu können, setzt es die eigene Intimität mit Jesus voraus, und je intensiver ich mit Gott bin und eine lebendige Beziehung mit ihm lebe, um so besser kann ich „hören“. Immer fließt das Prophetische aus der Intimität mit Jesus. Ich kann Gott nur hören, wenn ich ihn kenne und ihm nah bin, und wenn er mir zuerst die Intimität mit ihm geschenkt hat.
Obwohl es keine Methode ist, gibt es doch die ein oder anderen Dinge, die uns (die wir ja Menschen und „Leib“ sind), doch weiterhelfen, in das Hören während des Lobpreises hineinzuwachsen, und ebenso in die Freiheit des Singen und Spielens. In der letzten Einheit gegen Ende des Camps ging es um praktische Tipps für das Lobpreisspiel, und das Musikteam stellte sich für alle Fragen zur Verfügung. Es wurde ein sehr spannender Austausch. Dass dieses im wunderschönen Klostergarten stattfand, war noch einmal ein Extrabonbon!
Für uns war es ein sehr großes Privileg, an diesem Lobpreiscamp teilnehmen zu dürfen. Noch lange danach waren wir erfüllt von diesen Tagen. Wir hoffen auf ein weiteres solches Lobpreiscamp im nächsten Jahr, und sind gerne dabei. Geplant ist es schon, wie P. Paulus mitteilte. Ihr werdet bestimmt hier eine Ankündigung dazu finden. Ich kann nur sagen: Es lohnt sich. Seid 2017 dabei!
Ruth Hanses-Schall