Allmächtiger, ewiger Gott, König der Völker. Wir Christen lieben unser Volk. Wir wissen, dass es nur gedeihen kann, wenn Du es segnest und wenn es Dir in Treue dient. Vielfältige Gefahren bedrohen heute unser Volk und Vaterland von allen Seiten. Darum bitten wir Dich voll Vertrauen: Schütze unsere Heimat und alle Bewohner, bewahre uns vor Krieg und Hungersnot. Lehre uns Ehrfurcht und Gehorsam gegen Dich und Deine Gebote. Verleihe den Regierenden Gerechtigkeit, Milde und Weisheit, auf dass sie der Sünde und dem Laster Einhalt gebieten und den Frieden und die Wohlfahrt im Land fördern. Erfülle die Herzen aller Bürger mit Gerechtigkeits- und Ordnungssinn, mit tätiger Liebe und dem Willen zum Verzeihen, auf dass alle Zwietracht und Feindschaft zunichte werde. Herr Jesus Christus, König und Friedensfürst, lass Frieden herrschen in Deinem Reich.
Amen.
OREMUS, KATHOLISCHES GEBETSBUCH // HRSG. PRIESTERBRUDERSCHAFT ST. PETRUS
Maria, Unbefleckte Empfängnis, lebendiger Tabernakel Gottes, in dem die ewige Weisheit verborgen ist, von Engeln und Menschen angebetet und verherrlicht.
Du Königin des Himmels und der Erde, unter deiner Herrschaft steht alles, was niedriger ist als Gott.
Patronin Europas, bekümmert über unsere eigene Sündhaftigkeit und die Sünden unseres Volkes, kommen wir zu Dir, Du unser Zufluchtsort und unsere Hoffnung.
Wir wissen, dass unser Land nicht durch unsere eigenen Werke gerettet werden kann, und sind uns bewusst, wie weit sich unser Volk von den Wegen Deines Sohnes entfernt hat, so bitten wir Dich demütig, wende Deine Augen auf unser Land, und führe zur Umkehr.
Wir vertrauen Dir die bevorstehende Wahl 2025 an und ihr Ergebnis, damit das geistlich und moralisch Beste für die Bürger unseres Landes erreicht wird und diejenigen, die gewählt werden, gemäß den geistlichen und moralischen Prinzipien handeln, die unser Volk in Übereinstimmung mit den Lehren Deines Sohnes bringen.
Schenke den Bürgern unseres Landes die Gnade, eine Regierung nach dem Heiligsten Herzen Deines Sohnes zu wählen, damit Seine Herrlichkeit offenbar wird und wir nicht die Regierung erhalten, die wir verdienen.
Im Vertrauen auf die fürsorgliche Vorsehung Gottes des Vaters und Deinen mütterlichen Schutz sind wir voll Vertrauen, dass Du für uns sorgen und uns nicht verlassen wirst.
O Maria, Unbefleckte Empfängnis, bitte für uns.
Amen.
FR. CHAD RIPPERGER // KATHOLISCHER PRIESTER AUS DEN USA
Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe gegen die Bosheit und die Arglist des Teufels sei du unser Schutz. Gott gebiete ihm! So bitten wir flehentlich. Du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stürze den Satan und die anderen bösen Geister, die zum Verderben der Seelen die Welt durchstreifen, in der Kraft Gottes hinab in den Abgrund der Hölle.
Amen.
Heiliger Vater!
Die Person des Märtyrers Thomas Morus inspiriert seit Jahrhunderten das Christenvolk zu aufrichtiger Verehrung. Doch ist er auch einer der Heiligen, dessen Leben und Werk in ihren vielgestaltigen Aspekten Menschen der Kultur und der Politik immer wieder zu neuen wissenschaftlichen und menschlichen Forschungen und Studien anregen. Die ständig wachsende Bibliografie weist einige bezeichnende Charakteristika auf. Insbesondere beschäftigen sich mit ihm Schriftsteller verschiedener christlicher Kirchen und Gemeinschaften (Sir Thomas More ist auch im liturgischen Kalender der anglikanischen Kirche in England als „Martyr“ verzeichnet), unterschiedlichen Glaubens und sogar Agnostiker, alles Zeichen und Zeugnis eines wahrhaft universalen Interesses. Wir erkennen aber auch die Bewunderung, die sich auf den Menschen als solchen konzentriert, jenseits der Beiträge, die Thomas Morus in den Bereichen leistete, in denen er, der Humanist, der Apologet, der Rechtsgelehrte und Gesetzgeber, der Diplomat und Staatsmann, tätig war. Wenn Heiligkeit als solche auch Fülle des Menschlichen ist, so ist sie in diesem Fall geradezu greifbar.
Bereits der Vorgänger Eurer Heiligkeit auf dem Stuhl Petri, Papst Pius XI., stellte ihn in der Kanonisierungsbulle als Vorbild der wahrhaften sittlichen Integrität für alle Christen dar und bezeichnete ihn als „laicorum hominum decus et ornamentum“. Und gerade die wachsende Anziehungskraft, die diese außerordentliche Gestalt auf die Laien ausübt, enthüllt uns einen Menschen, der im Laufe der Zeit immer lebendiger, klarer und immer aktueller wirkt.
Er erscheint uns als vollendetes Beispiel jener Einheit des Lebens, die Eure Heiligkeit gerade für Laien als Ausdruck der Heiligkeit bezeichnet hat: „Die Einheit des Lebens der Laien ist von entscheidender Bedeutung: Sie müssen sich in ihrem alltäglichen beruflichen und gesellschaftlichen Leben heiligen. Um ihre Berufung zu erfüllen, müssen die Laien ihr Tun im Alltag als Möglichkeit der Vereinigung mit Gott und der Erfüllung seines Willens sowie als Dienst an den anderen Menschen betrachten.“ (Ap. Schr. Christifideles Laici, Nr. 17). An ihm waren keine Anzeichen jener Spaltung zwischen Glauben und Kultur, zwischen Prinzipien und Alltagsleben zu erkennen, die das Zweite Vatikanische Konzil als eine der „schweren Verirrungen unserer Zeit“ (Past. Konst. Gaudium et Spes, Nr. 43) beklagt.
Als Humanist wechselte er zwischen Englisch, Latein und Griechisch, zwischen Philosophie, insbesondere der politischen Philosophie und der Theologie hin und her, wusste im harten, und dennoch freudigen inneren Kampf Studium und Frömmigkeit miteinander zu vereinigen, Kultur mit Askese, Streben nach der Wahrheit mit der unermüdlichen Suche nach der Tugend. Als Rechtsgelehrter und Richter war er bei der Interpretation und der Formulierung der Gesetze (er gilt zu Recht als einer der Begründer der Lehre des englischen common law) stets bemüht, die wahre soziale Gerechtigkeit zu schützen und Frieden unter den Menschen und den Nationen aufzubauen. Mehr darauf bedacht, die Gründe für Gewaltanwendung zu beseitigen als sie zu unterdrücken, trennte er die leidenschaftliche und umsichtige Förderung des Gemeinwohls nicht von der steten Ausübung der Barmherzigkeit. Seine Mitbürger nannten ihn den „Schutzpatron der Armen“. Verbindlich und bedingungslos widmete er sich der Gerechtigkeit unter Achtung der Freiheit und der menschlichen Person. Dies war der Leitfaden seines Handelns als Magistrat. Im Dienst jedes einzelnen Menschen stehen, – so verstand Thomas Morus seinen Dienst für den König, d.h. also für den Staat, doch wollte er vor allem Gott dienen.
Dieses Streben nach Gott durchdrang all sein Handeln. Seine Familie, in der er auf Bildung von höchstem moralischem Niveau bedacht war, wurde von den Zeitgenossen als „accademia cristiana“ bezeichnet. Als Staatsmann erwies er sich als bedingungsloser Feind aller Bevorzugungen und Privilegien der Macht, stand Ehren und Würden fern und übte in aller Bescheidenheit und Demut sein Amt als höchster Diener seines Königs aus.
Er blieb seinen bürgerlichen Pflichten bis zuletzt treu und um seinem Land zu dienen, setzte er sich selbst extremen Gefahren aus. Er konnte der perfekte Diener des Staates werden, denn er kämpfte, um ein perfekter Christ zu sein.
„So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Mt. 22,21). Er verstand, dass diese Worte Christi einerseits dem Zeitlichen eine gewisse Unabhängigkeit vom Geistigen gewähren, andererseits – da sie ja von Gott selbst ausgesprochen wurden – das Gewissen des Christen dazu verpflichten, die Werte des Evangeliums in das bürgerliche Leben hineinzutragen, wobei jedoch jeglicher Kompromiss zurückzuweisen ist, und zwar bis zum Heldentum des Märtyrertodes, dem er in voller Demut entgegentrat.
Sein Martyrium ist, bei aller Rücksichtnahme auf die unvollkommene Geschichte aller Menschen, der höchste Beweis dieser Einheit der Werte – die hervorgeht aus der unermüdlichen Suche nach der Wahrheit und aus dem nicht minder beharrlichen inneren Kampf -, auf die Thomas Morus alles Streben seiner Existenz ausrichtete. Er war ein außerordentlich gut gelaunter Mensch, stets gelassen, immer achtete er Gegenargumente, aufrichtig verzieh er demjenigen, der ihn verurteilte. All das bezeugt seine Fähigkeit, die innere Kohärenz mit der wahren Achtung der Freiheit der Anderen zu vereinbaren.
Gerade dieses zeitnahe Konvergieren des politischen Engagements mit der moralischen Kohärenz, diese Harmonie zwischen Übernatürlichem und Menschlichem, diese Einheit des Lebens ohne Rest hat zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens aus vielen Ländern der Erde dazu veranlasst, dem Komitee für die Ernennung von Sir Thomas More, dem Heiligen und Märtyrer, zum Schutzpatron der Regierenden beizutreten. Unter den Unterzeichnern dieses Antrags befinden sich Katholiken und Nicht-Katholiken, Staatsmänner, die nicht nur politisch, sondern in den unterschiedlichsten Sphären auch kulturell tätig sind, alle jedoch sind sich der fruchtbaren Anregungen bewusst, die von diesem vorbildlichen Mann ausgehen. Ein Beispiel, das weit über die reine Kunst des Regierens hinaus die unerlässlichen Tugenden des guten Regierens umschließt.
Politik war für ihn nicht ein Beruf im eigenen Interesse, sie war ein oftmals harter Dienst, auf den er sich gewissenhaft vorbereitet hatte. Er hatte nicht nur die Geschichte, die Gesetze, und die Kultur seines Landes studiert, vor allem hatte er mit großer Geduld das Wesen des Menschen erforscht, seine Größe und seine Schwächen, die stets der Verbesserung bedürftigen Konditionen des gesellschaftlichen Lebens. Dieses intensive Engagement, diese scharfsinnigen Einsichten mündeten zuletzt in die Politik. Daraus konnte er eine rechte Priorität der von den Regierenden zu verfolgenden Ziele aufstellen, wo die Wahrheit den Vorrang vor der Macht hat und das Gute den Vorrang vor dem Nutzen. Im Handeln hatte er immer das höchste Ziel vor Augen, das Ziel, das das Auf und Ab der Geschichte niemals zunichtemachen konnte.
Hieraus schöpfte er die Kraft, mit der er dem Märtyrertod begegnete. Er war Märtyrer der Freiheit im modernsten Sinn des Wortes, denn er widersetzte sich der Forderung der Macht, über das Gewissen befehlen zu wollen, der ständigen Versuchung – die in der Geschichte des 20. Jh. tragische Bestätigung fand – der politischen Ordnung, die keine Macht über sich anerkennen will. Thomas blieb den Institutionen seines Volkes treu (in der Magna Charta steht: Ecclesia anglicana libera sit), las mit großer Aufmerksamkeit die Geschichte, die ihm bewies, dass gerade der Primat Petri Gewährleistung der Freiheit besonderer Kirchen sei. Und Thomas Morus opferte sein Leben für die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat. So, verteidigte er auch die Freiheit und den Vorrang des Gewissens der Bürger vor der zivilen Macht.
Märtyrer der Freiheit, Märtyrer für den Vorrang des Gewissens, das sich auf der Suche nach der Wahrheit bildet und festigt und uns dadurch die volle Verantwortung für unsere Entscheidungen auferlegt, denn wir sind Herr über uns selbst und somit frei von jeglichem Band, außer demjenigen, das uns, wie alle Kreaturen, mit Gott verbindet.
Eure Heiligkeit hat uns daran erinnert, dass das sittliche Gewissen, will man es recht verstehen, „Zeugnis von Gott selbst ist, dessen Stimme und dessen Urteil das Innerste des Menschen bis an die Wurzeln seiner Seele durchdringen“ (Enz. Veritatis splendor, Nr. 58). Dies halten wir für die fundamentale Botschaft von Thomas Morus an die Politiker: die Lehre von der Flucht vor dem Erfolg und dem leicht zu erringenden Konsens, im Namen der Treue gegenüber den unverzichtbaren Prinzipien, denn hiervon hängt die Würde des Menschen ab und auch die Gerechtigkeit jeder Zivilordnung, eine Lehre, die für all diejenigen richtungsweisend wirken soll, die an der Schwelle zum neuen Jahrtausend dazu aufgerufen sind, die immer wiederkehrenden Gefahren neuer und getarnter Gewaltherrschaft zu bannen.
Deshalb bitten wir in der Überzeugung, für das Wohl der zukünftigen Gesellschaft zu handeln und im Vertrauen, dass unsere Bittschrift von Eurer Heiligkeit mit Wohlwollen entgegengenommen wird, dass Sir Thomas More, der Heilige und Märtyrer, der treue Diener seines Königs, vor allem jedoch Gottes, zum „Schutzpatron der Politiker“ ernannt werde.
APOSTOLISCHES SCHREIBEN
ALS „MOTU PROPRIO“ ERLASSEN
ZUR AUSRUFUNG DES HEILIGEN THOMAS MORUS
ZUM PATRON DER REGIERENDEN UND DER POLITIKER
JOHANNES PAUL II.
ZU IMMERWÄHRENDEM GEDENKEN
Nach reiflicher Überlegung gebe ich daher gern dem an mich gerichteten Ersuchen statt und ernenne und erkläre den heiligen Thomas Morus zum himmlischen Patron der Regierenden und der Politiker. Gleichzeitig gewähre ich, ihm alle Ehren und liturgischen Privilegien zu erweisen, die den Patronen von Berufsständen zustehen.
Gelobt und gepriesen sei Jesus Christus, der Erlöser des Menschen gestern, heute und in Ewigkeit.
Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 31. Oktober 2000, dem dreiundzwanzigsten Jahr meines Pontifikates.
IOANNES PAULUS PP. II
Wenn von Politik die Rede ist, dann sind sehr oft »Schmeicheleien« oder »Beleidigungen« das Einzige, was zu hören ist. Das scheint Gewohnheit zu sein. Und was wäre, wenn man dagegen die Gelegenheit, die tiefe Bedeutung, die Pflicht, »für die Regierenden« und »für die Politiker« zu beten, in Betracht ziehen würde? In der ersten Messe nach der Sommerpause, die Papst Franziskus am Morgen des 16. September in Santa Marta feierte, nahm er das Stichwort aus dem Wortgottesdienst auf, um über einen sehr konkreten Aspekt des täglichen Lebens nachzudenken, und er lud ein, christlich mit dem Gebet denen nahe zu sein, die berufen sind, in dem zu arbeiten, was Paul VI. als die »höchste Form der Nächstenliebe« betrachtete: in der Politik.
Ausgangspunkt der Überlegungen des Papstes war der Abschnitt aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus (2,1-8), in dem der Apostel »das ganze Volk Gottes zum Gebet auffordert «. Vor allem handle es sich um eine allgemeine, »universale Bitte«: »Mein Sohn, vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen. « Ihr werden Details hinzugefügt: »für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und wohlgefällig vor Gott.« Abschließend heißt es noch einmal: »Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit.«
Paulus, so erklärte der Papst, »betont ein wenig das Umfeld des Gläubigen: es ist das Gebet«. Es handle sich um ein Gebet der Fürbitte, bei dem eine Nebenbemerkung zu berücksichtigen sei: »für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben «. Es handele sich also um ein »Gebet für die Regierenden, für die Politiker«, für alle, die einer politischen Institution oder einer nationalen oder lokalen Verwaltung vorstehen. In diesem Zusammenhang lieferte Franziskus sogleich eine Momentaufnahme der Realität der heutigen Gesellschaft: »Manchmal empfinde ich Mitleid mit den Regierenden, weil die Dinge, die sie erhalten, Schmeicheleien seitens ihrer Günstlinge oder sonst Beleidigungen sind. Und auch die Politiker werden beleidigt.« Es sei wahr, dass »jemand das manchmal verdient«, wie es auch »einige Priester und Bischöfe« verdient hätten. Es bleibe jedoch die Tatsache, dass diese Haltung nunmehr eine »Gewohnheit« zu sein scheine: Das sei gewissermaßen der »Rosenkranz der Beleidigungen, Schimpfwörter und Herabwürdigungen… «, die die Politiker begleiteten.
Daher stelle sich die Frage, die wie eine Provokation klinge: Nun, da ist jener Mann, der für die nationale oder lokale Regierung Verantwortung trägt: »Lassen wir ihn allein, ohne Gott zu bitten, ihn zu segnen?« Die Schrift hingegen sei, wie der Papst sagte, ganz klar und deutlich: »Für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben« beten. Und warum? »Damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können. Das ist recht und wohlgefällig vor Gott.« Deshalb: »Für jeden von ihnen beten, dass sie in ihrem Volk ein ruhiges, friedliches und würdiges Leben fördern können.«
Eine so gut wie immer missachtete Ermahnung: »Ich bin mir sicher, dass nicht für die Regierenden gebetet wird. Ja, man beleidigt sie, ja, das ja. Es scheint, dass das Gebet für die Machthaber darin besteht, sie zu beleidigen, weil ›mir nicht gefällt was er tut‹, weil ›er korrupt ist‹.« Und in Bezug auf bestimmte Gewohnheiten fügte Franziskus mit enger Anbindung an die Aktualität eine Anmerkung hinzu: »Vor kurzem – und ich stelle die Frage an euch alle, an alle Italiener – hatten wir eine Regierungskrise: Wer von uns hat für die Regierenden gebetet? Wer von uns hat für die Parlamentarier gebetet? Damit sie zu einer Übereinkunft gelangen und so ihr Land voranbringen können? Es scheint, dass der patriotische Geist nicht zu beten vermag; aber zu Herabwürdigungen, zum Hass, zu Streitigkeiten fähig ist, und dabei bleibt es.«
Dagegen sage der Apostel Paulus: »Ich will, dass die Männer überall beim Gebet ihre Hände in Reinheit erheben, frei von Zorn und Streit.« Und darin finde sich ein Rat für die Politik selbst: »Wir müssen diskutieren und das ist die Funktion eines Parlaments, wir müssen diskutieren, aber nicht den anderen zerstören; vielmehr müssen wir für den anderen beten, für den, der eine andere Meinung hat als ich.«
Hier also die Frage, die jeden Christen angehen müsse: »Denken wir mal darüber nach: Bete ich für die Regierenden? ›Nein, für den nicht, der ist zu kommunistisch!‹ – Aber betest du für ihn? – ›Nein, den mag ich nicht, weil sie sagen, er ist korrupt!‹– Betest du, damit er umkehrt? « Und die Antwort sei klar: »Das Gebet für die Regierenden ist das erste, was wir tun müssen, auch für die Politiker «. Jemand, so fügte Franziskus hinzu, könnte Einwände erheben: »›Aber Pater, Politik ist schmutzig!‹ Doch Paul VI. hielt sie für die höchste Form der Nächstenliebe!« Die Politik »kann schmutzig sein, wie jeder Beruf schmutzig sein kann, jeder… Wir sind diejenigen, die eine Sache schmutzig machen, aber es ist nicht die Sache an sich, die schmutzig ist. Ich glaube, wir müssen uns bekehren und für die Politiker jeder Couleur beten, für alle! Für die Herrscher beten.«
Hier fügte der Papst einen weiteren Gedanken hinzu: »Als ich das Wort Gottes hörte, kam mir dieses sehr schöne Ereignis im Evangelium in den Sinn: der Verantwortliche, der für einen der Seinen betete, dieser Hauptmann, der für einen der Seinen betet.« Das bedeute: »Auch die Regierenden müssen für ihr Volk beten«, so wie jener Hauptmann »für einen Diener, vielleicht für einen Hausangestellten betet, für den er sich verantwortlich fühlt«. Und auch »die Regierenden sind für das Leben eines Landes verantwortlich«. Daher »ist es schön zu denken, dass, wenn das Volk für die Regierenden betet, die Regierenden auch für das Volk werden beten können, genau wie dieser Hauptmann, der für seinen Diener betet«. Franziskus schloss seine Predigt mit einer Empfehlung: »Heute wäre es für jeden von uns schön, sein Gewissen zu prüfen: Was halte ich von der Politik?« Und er fügte hinzu: »Ich fordere nicht« dazu auf, »über Politik zu diskutieren«, sondern vielmehr sich die Frage zu stellen: »Betest du für die Regierenden? Betest du für die Politiker, damit sie mit Würde ihrer Berufung nachgehen können?«